Wieso die Börse auf Zölle so stark reagiert

Deswegen sind politische Kursverluste an der Börse selten von langer Dauer

Immer wenn Worte wie „Handelsstreit“ und „Zölle“ durch die Medien gehen, horchen Anleger auf der ganzen Welt auf. Schon eine einzige Meldung auf Twitter zu diesem Thema reicht manchmal aus, um massive Kursverluste auszulösen. Keine Gesetzesbeschlüsse, sondern die bloße Andeutung möglicher zukünftiger Zölle kann auf dem Markt eine kleine Panik auslösen. Denn die Börse handelt nicht nur mit Blick auf die Gegenwart, sondern auch auf die (mögliche) Zukunft – und ist daher anfällig für Gerüchte. Deswegen reagieren Anleger auf derartige News sensibel. Häufig ist das allerdings eine kurzfristige Überreaktion, die breit aufgestellten ETF-Anlegern keine Angst machen sollte. Wir erklären, warum.

Das erfahren Sie in diesem Artikel:

  • Staaten nutzen Zölle, um die eigene Wirtschaft zu schützen oder ihr einen Wettbewerbsvorteil auf dem Weltmarkt zu verschaffen.
  • Die Kurse der Wertpapiere, auch der ETFs, reagieren auf Zölle oft sehr negativ. Hier ist es wichtig, nicht panisch zu reagieren – meist erholen sich die Kurse mittelfristig wieder.
  • Letztlich sind die Auswirkungen von Zöllen auf die Börse selten langfristig. Einerseits weil hohe Zölle allen Beteiligten schaden und daher nicht von Dauer sind, andererseits weil Unternehmen früher oder später strategisch auf hohe Zölle reagieren.
  • Gegen Zölle und andere politische Eingriffe in den Markt hilft: langfristig denken und die Anlage breit mit mehreren ETFs streuen.

Die Basics: Was sind Zölle?

Zölle sind von Staaten festgelegte Gebühren, die anfallen, wenn über eine Gebietsgrenze hinweg kommerziell gehandelt wird. Der Zoll ist eine Abgabe an den Staat, sozusagen eine „Grenz-Transport-Steuer“. Zölle existieren heute vor allem zwischen Staaten oder zusammengeschlossenen Handelsgebieten, wie etwa der EU, der Ostafrikanischen Gemeinschaft oder der Zollunion des Südlichen Afrika. In der Regel wird der Zoll dem Empfänger der Ware in Rechnung gestellt.

Mit anderen Worten: Wenn Sie in einem Gebiet leben, das Zölle auf ausländische Waren erhebt, müssen Sie auf die Ware aus dem Ausland eine Gebühr zahlen. Waren aus dem Ausland sind deswegen in einem entsprechenden Zollgebiet teurer und bewegen Sie unter Umständen dazu, günstigere Waren im Inland zu kaufen, statt zu importieren.

Der Hintergrund: Zölle sollen als wirtschaftliche Schutzmauern wirken

Fast alle Märkte sind tief in die Weltwirtschaft eingewoben. Die meisten Länder und die dortigen Industrie- und Handelsunternehmen leben auch vom Im- und Export von Gütern oder sind indirekt davon abhängig. Länder mit hoher Industrialisierung brauchen Rohstoffe zur Weiterverarbeitung. Länder mit großen Bodenschätzen und Ressourcenvorkommen exportieren diese Rohstoffe und importieren fertige Erzeugnisse.

 Höhere Zölle bedeuten deswegen Mehrkosten. Und zwar für Endverbraucher und für Unternehmen, die Rohstoffe importieren.

Weil der Einkauf von Rohstoffen durch Zölle teurer wird, ist der Reingewinn pro Ware bei Produzenten kleiner. Das trifft vor allem weiterverarbeitende Unternehmen mit einer geringen „Fertigungstiefe“, also Unternehmen, die auf viele verschiedene Vorprodukte aus der ganzen Welt angewiesen sind.

Ein Beispiel: Erhöhen die USA die Zölle auf deutsche Autos, würden deutsche Autos in den USA teurer und somit weniger konkurrenzfähig. Der Umsatz deutscher Automobilkonzerne in den USA würde schrumpfen. Dieser Effekt ist meistens das Ziel einer defensiven Zollpolitik.

Zölle sind eine Abwehrreaktion. Sie sollen als Schutz der eigenen Wirtschaft funktionieren und greifen dafür in den freien, internationalen Wettbewerb ein.

Das Problem: Wirtschaftliche Schutzmauern isolieren die Akteure auf beiden Seiten – und schaden somit allen Beteiligten

Wenn ein Land Zölle erhebt, tritt es allen Handelspartnern auf die Füße, denn am Gewinn und somit auch am Umsatz der Unternehmen hängen Steuereinnahmen.

Eine Gefahr für die Kapitalmärkte entsteht besonders dann, wenn andere Staaten ihrerseits mit Zöllen nachziehen.

Das kann sich zu einem Streit mit immer neuen Zöllen hochschaukeln. Das Ergebnis sind Zollgebiete, die sich gegenseitig schaden.

Die Auswirkungen: Der Einfluss von Zöllen auf Wertpapierkurse

Ein Beispiel: Die USA könnten Zölle auf europäischen Stahl erheben und damit den Umsätzen der europäischen Stahlindustrie schaden – und die eigene Stahlindustrie begünstigen. Viele Anleger verkaufen dann die Wertpapiere europäischer Stahl-Exporteure, weil sie aufgrund der Zölle weniger Gewinne befürchten. Die EU erhebt dann als Reaktion ihrerseits Zölle auf amerikanische Jeans und schadet so der Bekleidungsindustrie der USA – und den entsprechenden Aktionären weltweit. Denn:

Rückläufige Umsätze oder Gewinne gehören an der Börse zu den schlechtesten Neuigkeiten überhaupt.

Selbst wenn ein Unternehmen zwar Gewinne macht, diese aber niedriger als erwartet ausfallen, können Kurse um mehrere Prozent am Tag der News einbrechen. Hier gilt auch für ETF-Anleger: Die Nerven bei schlechten Nachrichten behalten!

Neue Zölle ändern in der Regel nichts an guten Geschäftsmodellen, starken Branchen oder gut entwickelten Märkten.

Beispiel: General Motors und die Sonderzölle auf chinesischen Stahl
Viele Unternehmen können Zölle umgehen, in dem sie Teile ihrer Wertschöpfungskette in andere Länder verlagern. Der US-Autobauer General Motors kündigte Ende 2017 an, mehrere Standorte in den USA zu schließen. Die Begründung: gestiegene Materialkosten. Offiziell gab das Unternehmen zwar nicht als Grund die Sonderzölle der USA auf chinesischen Stahl an. Aber die Einfuhrzölle hatten viele Vorprodukte für die amerikanische Autoindustrie verteuert und somit auch General Motors geschadet. Der Aktienkurs von General Motors war danach einige Monate auf Talfahrt, erholte sich aber mittelfristig wieder.

Anleger sollten auf die Ankündigung von Zöllen nicht unüberlegt reagieren – vor allem wenn sie breit gestreut investieren.

Zölle sind also Politik – und „politische Börsen“ sind selten von Dauer

Wenn Sie breit gestreut in ETFs investieren, sollten Sie sich also keine zu großen Sorgen machen: Ein gut diversifiziertes Depot aus ETFs federt durch die breite Wertpapier-Mischung die Kursverluste einzelner Branchen oder auch kleiner Märkte ein wenig ab. Kümmert sich dann noch eine Künstliche Intelligenz um das Anlage-Konto, sind Sie gut auf veränderte Marktsituationen vorbereitet. Denn die Künstliche Intelligenz erkennt entsprechende Muster („Marktregime“) und versteht, ob es Handlungsbedarf gibt. Dann entscheidet Sie mit dem Blick auf das gesamte Marktumfeld, welche Maßnahmen zu treffen sind. Die möglichen, emotionalen Einflüsse, die ein Anleger in seine Kauf- oder Verkaufsentscheidung einbringen würde, hat die Künstliche Intelligenz nicht.

Anleger sollten sich nicht von sogenannten „politischen Börsen“ verunsichern lassen. Märkte reagieren heftig auf Ankündigungen von Zöllen, das stimmt. Langfristig erholen sich aber die Kurse der großen Indizes meistens. Das lässt sich mit Blick auf die historischen Kurse bestätigen. Der Grund: Unternehmen sind in der digitalen Zeit sehr geschickt darin, auf neue Marktsituationen zu reagieren, etwa durch eine geografische Verschiebung der Produktion, agile Geschäftsmodelle oder Tochterfirmen in anderen Ländern.

Eine Mischung aus weltweit anlegenden ETFs ist eine gute Strategie gegen Zollpolitik und andere politische Einflussnahmen. Zwar ist der Gesamtmarkt bei einem Handelsstreit zweier Großmächte erst einmal nervös. Da ein breit gestreutes ETF-Portfolio bei einer digitalen Vermögensverwaltung aber in riesige Wirtschaftsräume investiert, sind Zölle nur vorübergehend ein Verlustrisiko – das Erfolgsrezept ist auch hier wieder Langfristigkeit und Streuung. Die Künstliche Intelligenz einer digitalen Vermögensverwaltung reagiert nicht panisch oder ängstlich, sondern analysiert auf Basis tausender Parameter, ob und wie eine Reaktion angebracht ist. So sichern sich Anleger doppelt ab: breit gestreut und vor Überreaktion geschützt.

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