Mit 40 Jahren in Rente gehen? Davon träumen wohl die meisten Menschen. Doch was auf den ersten Blick unmöglich erscheint, ist gar nicht so unrealistisch. Mit einer gehörigen Portion Disziplin und der richtigen Anlagestrategie ist das Ziel der finanziellen Freiheit zum Greifen nah.
Was ist Frugalismus?
Frugalismus (engl. frugal = sparsam) ist eine Lebensphilosophie, bei der Menschen bewusst extrem sparsam und minimalistisch leben, um finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen – aber auch um einen ökologisch nachhaltigen Lebensstil zu führen. Das Ziel der Frugalisten ist es, ihre Ausgaben zu minimieren, indem sie sich wirklich nur auf das beschränken, was sie zum Leben brauchen – und auf den Kauf unnötiger Dinge verzichten. Das dadurch angesparte Geld wird dann anschließend renditeträchtig investiert. So zumindest die Theorie.
Dabei darf man Frugalismus nicht mit dem klassischen Geiz verwechseln. Anstatt einfach stumpf Geld zu sparen, setzen Frugalisten bewusst Prioritäten. Der Ursprung dieser Bewegung liegt ironischerweise in der wohl größten Konsumgesellschaft weltweit – den USA.
Frugalismus in der Praxis
Die Ausgaben deutlich zu senken heißt nicht, ein Leben in Askese zu fristen. Vielmehr geht es darum, bei unnötigen Kostenfressern den Rotstift anzusetzen. Das sind zum einen die monatlichen Fixkosten, wie etwa Miete, Versicherungen, Streaming-Abonnements, Internet- und Smartphone-Verträge sowie die Stromkosten. Die Miete ist natürlich der größte Kostenblock im Monat. Daher wohnen Frugalisten oftmals sehr spartanisch. Um bei der Miete zu sparen, muss man aber nicht gleich auf einen Campingplatz umziehen. Wer die Möglichkeit hat, im Homeoffice zu arbeiten, kann aber über eine kleinere Wohnung auf dem Land nachdenken.
Bei den restlichen Posten sollten Sie verschiedene Angebote vergleichen und – sofern möglich – zu günstigeren Alternativen wechseln. Gerade bei den Streaming-Abos sollten Sie sich fragen, ob wirklich Amazon-Prime, Netflix oder Disney+ notwendig sind. Immerhin bieten ja auch die Mediatheken von ARD und ZDF gute Unterhaltung, die Sie ohnehin mit dem Rundfunkbeitrag bezahlen müssen.
Außerdem sollten Sie in jedem Fall sogenannte Impulseinkäufe vermeiden. Aber auch die kleinen Kostenfresser wie etwa der tägliche Coffee-to-go für den Arbeitsweg schlagen aufs Jahr gesehen ordentlich zu Buche. Um den großen und kleinen Kostenfressern auf die Spur zu kommen, lohnt es sich, ein Haushaltsbuch zu führen. Dafür müssen Sie nicht unbedingt zu Stift und Block greifen, denn es gibt zahlreiche Apps, die Sie hierbei unterstützen. Es klingt zwar wie eine Binsenweisheit, aber beim Frugalismus gilt: Kleinvieh macht auch Mist. Es muss wirklich jede Sparmöglichkeit ausgenutzt werden.
Sparquoten von Frugalisten
Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) lag die Sparquote der Privathaushalte in Deutschland 2022 bei 11,2 Prozent. Damit können und wollen sich aber Frugalisten nicht zufriedengeben. Der Frugalismus beginnt bei einer Sparquote von 40 Prozent pro Jahr und kann auch deutlich höher liegen. Oliver Noelting, der wohl bekannteste Frugalist hierzulande und Betreiber der Internetseite www.frugalisten.de kommt nach eigenen Angaben sogar auf eine Quote von bis zu 70 Prozent. Das wären bei einem monatlichen Nettoeinkommen von 3.000 Euro satte 2.100 Euro, die man Monat für Monat in den Vermögensaufbau stecken könnte. Ein Wert, der allerdings für die meisten Menschen eher unrealistisch ist, bedenkt man, dass mehr als die Hälfte der Haushalte in Deutschland zu Miete wohnen.
Die Vier-Prozent-Regel
Frugalisten nutzen oft das Konzept der sogenannten Vier-Prozent-Regel, die auf einer Studie der Trinity-Universität (San Antonio, Texas) aus dem Jahre 1998 basiert. Die Wissenschaftler errechneten dabei, wie groß die Ersparnisse sein sollten, um theoretisch nie wieder arbeiten zu müssen. Das Ergebnis: Sobald Sie sich eine bestimmte Summe angespart haben, können Sie jedes Jahr rund vier Prozent des Ersparten zum Leben aufwenden. Doch wie hoch muss dieser angesparte Betrag sein? Zu Beginn müssen Sie erst mal ermitteln, wie hoch Ihre gesamten jährlichen Ausgaben sind. Diesen Betrag ermitteln Sie mit dem Faktor 25 und Sie erhalten genau die Summe, die Sie auf der hohen Kante haben müssen, um später finanziell abgesichert zu sein. Ein Beispiel: Ihre jährlichen Fixausgaben belaufen sich auf 30.000 Euro, das multipliziert mit 25 ergibt 750.000 Euro. Sie können also 25 Jahre lang jedes Jahr 30.000 Euro abheben. Der angelegte Betrag wächst dank Zins, Zinseszins und Dividenden jedes Jahr weiter an und sollte zumindest die Inflation ausgleichen.
Frugalismus und Familie
Früh übt sich, wer finanziell unabhängig sein möchte. Wenn Sie Kinder haben, sollten Sie bereits so früh wie möglich anfangen, Kapital für den Nachwuchs anzusparen. Hier bieten sich sogenannte Kinderdepots an – wie etwa das Junior-Depot von Smavesto. Die Sprösslinge profitieren von den gleichen Anlagestrategien wie beim herkömmlichen Depot. So lässt sich auch ein Sparplan bereits ab einer monatlichen Rate von 50 Euro einrichten. Zum 18. Geburtstag bekommt das Kind dann die alleinige Verfügungsgewalt über das Vermögen im Depot und kann so weiter sparen, bis dann vielleicht die finanzielle Freiheit erreicht ist.